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Ätiologie des Zervixkarzinoms

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Es ist bekannt, dass die Entwicklung des Zervixkarzinoms in enger Verbindung steht mit der Persistenz von high-risk HP-Viren (HPV) [Walboomers et al. 1999; Li et al. 2011].  Eine Infektion mit dieser weit verbreiteten Virusfamilie ist jedoch nicht die alleinige Ursache für die Entstehung eines Zervixkarzinoms: die Auswirkungen der Virusinfektion müssen immer in Zusammenschau mit anderen Co-faktoren gesehen werden, die sich auf die Persistenz und Onkogenität des Virus auswirken. 

 

Abbildung 3.3 Modell eines humanen Papillomavirus (HPV)  (http://soundprint.org/radio/display_show/ID/774/name/HPV+-+the+Shy+Virus)

 

Humanes Papillomavirus

HPV stellt eine große Virusfamilie, mit über 100 Subtypen, dar. Molekularbiologische Studien am Tumorgewebe belegen, dass der Großteil der Zervixkarzinome HP-Virus-DNA in das Genom der Wirtszelle integriert, als Grundlage für die Entwicklung eines Zervixkarzinoms.

 

HPV-Prävalenz in Zervixkarzinomen weltweit

Ensprechend der Metaanalysen aus 2011 von Li et al. liegt die Durchseuchungsrate von HPV beim Zervixkarzinom zwischen 85.9% und 92.9% die Werte variieren in Abhängigkeit des Publikationszeitpunkts der Analysen

 

Anogenitale HPV-Typen, die sowohl Zervixkarzinome als auch Genitalwarzen verursachen können, sind von der a-Gattung des HPV und werden in 2 Hauptgruppen unterteilt: Hochrisiko- und Niedrigrisiko-HPV Typen (high-risk und low-risk) (Tabelle 3.4, Cubie & Cuschieri 2013)

Abbildung 3.4. Klassifikation der onkogenen HPV-Typen  (Tabelle entlehnt aus Cubie & Cuschieri 2013)

 

Klinische Bedeutung von high- und low-risk HPV

Low-risk HPV Typen stehen in Verbindung mit Kondylomen (Genitalwarzen) und stellen zumeist eine vorübergehende Infektion dar. In den meisten Fällen ist das Immunsystem in der Lage die Infektion durch Apoptose der infizierten Zellen mit anschließendem Reparaturmechanismus des befallenen Gewebes, mittels  Regeneration und Bildung neuen Plattenepithels, auszuheilen.

High-risk HPV Typen, eine Infektion mit diesen Typen verläuft in den meisten Fällen ebenfalls  transitorisch, allerdings besteht ein größeres Risiko in der Persistenz der Infektion. In Kombination mit anderen Risikofaktoren, integrieren high-risk HPV Typen ihre DNA in die Wirtszelle und sofern keine Behandlung stattfindet, kann sich über einen bestimmten Zeitraum ein Zervixkarzinom entwickeln. 

 

High-risk HPV Typen  in Zervixkarzinomen  in Europa

Basierend auf einer retrospektiven Querschnittsstudie von

de Sanjose et al. 2010

HPV 16 – 66%
HPV 18 – 7%
HPV 33 – 6%
HPV 45 – 4%
HPV 31 – 3%
HPV Typen 16, 18 und 45 werden am häufigsten in Adenokarzinomen nachgewiesen

 

High-risk HPV in Kopf- und Halskarzinomen

High-risk HPV Typen werden auch in kausalen Zusammenhang mit der Entstehung von Kopf- und Halskarzinomen gebracht (Gillison et al. 2000; Chaturvedi et al. 2011).

 

Andere Risikofaktoren für das Zervixkarzinom

 

Die Inzidenz des Zervixkarzinoms ist abhängig von der Prävalenz der Bevölkerung mit high-risk HPV Typen in Kombination mit anderen Co-Faktoren, wie sexueller Aktivität, früher Schwangerschaft, Nikotinabusus, Immunlage, Art und Dauer der Einnahme von Kontrazeptiva, Ernährungszustand und sozioökonomischem Status (Gadducci et al. 2011; International Collaboration of Epidemiological Studies of Cervical Cancer 2006).  Der Ernährungszustand kann ebenso eine Rolle spielen wie lokale Barrieremethoden der Kontrazeption (Piyathlake et al. 2004; Hogewoning et al. 2003). 

Die Häufigkeit bzw. Verbreitung dieser Faktoren kann sich in Bezug auf bestimmte Stichproben (Geburtskohorten) unterschiedlich gestalten. Dieser Aspekt sollte stets mitbetrachtet werden, wenn es um die Beurteilung von Inzidenz und Mortalität in Bezug auf organisiertes oder opportunistisches Screening geht (Bray et al. 2005).

Andere Risikofaktoren, außer HPV (einige können eine HPV-Infektion nach sich ziehen), die an der Zervixkarzinomentstehung beteiligt sind:

  • Nikotinabusus
  • Immunsuppression
  • Chlamydieninfektion
  • Mangelernährung
  • Adipositas
  • Hohe Anzahl an Sexualpartnern (Promiskuität)
  • Frühe sexuelle Aktivität
  • Langzeitbehandlung mit oralen Kontrazeptiva
  • Langfristiger Einsatz von IUP (Intrauterinpessar)
  • Mehrfachschwangerschaften (Multiparität)
  • Mutterschaft Minderjähriger (Teenagerscwangerschaft < 17 Jahre)
  • Armut
  • Familienanamnese

Die Prädisposition mit diesen Risikofaktoren, neben einer Infektion mit high-risk HPV Typen, bewirkt eine höhere Anfälligkeit, ein Zervixkarzinom zu entwickeln.